Wie geht es einer Tanzpädagogin in dieser Pandemie?

Bewegung ist mein Leben. Solange ich tanze, mich bewege, geht es mir gut. Ich achte auf mich. So versuche ich, die Kontrolle über das Leben, die uns die Pandemie teilweise entzogen hat, zu bewahren. Ich bewege mich nicht nur zu Hause, trainiere für mich und tanze mit meinen eigenen Kindern. Ich habe auch begonnen, laufen zu gehen, draußen, in der Natur… ohne Ziel. Damit ich meinen Körper wieder besser spüre, im Hier und Jetzt bin und erlebe, wie es mich stärkt. Ich fühle mich gezwungen, politische Nachrichten zu verfolgen, um herauszufinden wie die Pandemie und Ihre Maßnahmen meinen Job beeinflussen. Denn er ändert sich ständig. Ich organisiere Kurse seit 2001, seit 2004 im Rahmen des Tanzzentrums. Dabei ist spontane Improvisation genauso notwendig wie weite Vorausplanung. Doch leider ist es in Österreich und den meisten anderen Ländern trotz vieler Versuche nicht gelungen, während der Pandemie so etwas wie Planbarkeit zu erreichen. Ich fühle mich oft wie im luftleeren Raum, da ich nicht weiß, welchen Weg ich als nächstes einschlagen soll. Im März 2020 habe ich begonnen, Videos für die Kinder zu produzieren. Das war ursprünglich als Übergangslösung gedacht. Inzwischen hat sich mein YouTube-Kanal mit Kindertanz-Videos und auch ein paar #selfcare-Videos für Erwachsene und TanzpädagogInnen gefüllt:

Youtube: Tanzzentrum Wien/ Dhana Loner https://www.youtube.com/channel/UCxEQqOGv8xiM2Exb-OPkt-g

Danach habe ich im April 2020 die Kurse abgesagt, um zu pausieren und mich für den Herbst zu rüsten. Mit wenigen, kleinen Gruppen bin ich gestartet und habe ab November über Zoom unterrichtet, weil auch Kleingruppen mit 6 Kindern nicht mehr erlaubt war zu halten. Im März 2021 gab es dann eine Outdoor – Klasse. Dann waren Outdoorklassen wieder verboten. Ständig haben sich die Bedingungen geändert, ständig gab es neue Ankündigungen mit Voraussetzungen, die immer wieder verworfen wurden. Planbar war und ist nichts. Der organisatorische Aufwand ist immens. Ich versuche Unterstützungen für den Verein zu organisieren und recherchiere laufend die aktuelle rechtliche Lage. (Regelmäßig schreibe ich neue Präventionskonzepte für den Unterricht.) Ich bemühe mich um direkte und rasche Kommunikation mit den Eltern der Tanzkinder, denn auch sie sind verwirrt, was aktuell gerade erlaubt ist. Zusätzlich aktualisiere ich laufend die Website (weil ich ja auch die wichtigsten Änderungen gleich versuche umzusetzen) und poste die neuesten Infos, sowie Tanzcontent auf den Social Media-Kanälen. Zugleich versuche ich, gut auf meine physische Fitness und meinen emotionalen Zustand zu achten, tausche mich mit anderen Tanzpädagoginnen aus und suche nach Wegen, mich auch unter den aktuellen Bedingungen weiterzuentwickeln.
Es hilft mir, neben der organisatorischen Arbeit und der Unterrichtsvorbereitung laufen zugehen, Yoga zu machen, über tanzpädagogische und kindertanzpädagogische Themen zu lesen, meine eigene Arbeit zu reflektieren, Online-Tanz- und Yogaeinheiten zu besuchen und mich fortzubilden. Seit März 2021 besuche ich eine Fortbildung, die mit Sicherheitskonzept auch offline abgehalten werden kann. Doch Weiterbildung auf allen Ebenen lenkt uns nur bedingt davon ab, dass das, was wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben – in manchen Fällen unsere Haupteinnahmequelle -zu verschwinden droht. Aber die Weiterbildung hilft mir persönlich dabei, mich zu erinnern, dass es immer Menschen geben wird, für die Bewegung und Tanz Teil des Lebens sind. Die Pandemie wird immer wieder ein Ende haben und sich immer wieder neu entfachen. Doch ich bin sicher: Am Ende des Tunnels wird im Licht der Tanz wieder erstrahlen!

Tanz im Licht!

Bewegt euch!

Tanzt mit eurer Familie!

Reflektiert das bisher Geschaffene, Gelernte und entwickelt euch weiter!

Eine Pandemie, die einem die Arbeit wegnimmt, die man so sehr liebt, ist nicht einfach. Seht auch was ihr alles Neues im letzten Jahr lernen musstet und lernen durftet. Seid geduldig mit euch und umarmt euch mal wieder selbst! 

5 Antworten auf „Wie geht es einer Tanzpädagogin in dieser Pandemie?“

  1. Liebe Dhana!
    Es ist toll, dass du so viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen hast!
    Alles Liebe und viel Kraft!
    Liebe Grüße
    Darina

  2. Hallo Dhana!
    Vielen lieben Dank für deine Worte!
    Man, was hast du alles in die Wege geleitet und probiert. Hut ab!
    Ich gehe den Weg des Einzel& Familienunterricht. Zum einen bin ich absolut kein online Freund und zum anderen habe ich ein eigenes Studio und möchte es versuchen aufrecht zu erhalten und meine Seele hüpft/ wird lebendig, wenn ich live Unterricht geben kann. Und ich muss zugeben, ich hatte nach den ersten hin und her der Maßnahmenveränderungen kein Bock mehr, dass hat mich so wütend gemacht. Und mit Einzelstunden schaffe ich Kontinuität in meinem (auf einmal) „Fremdbestimmten“ Alltag .
    Ich wünsche dir und uns allen gutes Durchhaltevermögen, viel Kraft und das wir unsere Leidenschaft nicht verlieren werden.
    Ich bin davon überzeugt, dass wenn die Pandemie irgendwann ein Ende hat, dass wir gebraucht werden. Und zwar für Körper, Geist und Seele!
    Ganz liebe Grüße von Sandra Brüning aus Norddeutschland/ Delmenhorst

    1. Liebe Sandra, vielen Dank für Deine Antwort. Einzel und Familienunterricht ist in Österreich nicht erlaubt gewesen über lange Zeit. Da hatte ich nicht so die Wahl. Ich unterrichte auch oft vom Studio aus, weil ich zu Hause drei Kinder habe. Und ja Wut kenne ich auch gut. Bei mir ist das auch oft zusammen mit Verzweiflung. Tanzen, laufen, Lesen und auch Schreiben über meine Arbeit hat mir da sehr geholfen. Ganz liebe Grüße nach Nordeutschland! Ich freue mich, dass das bei euch mit EInzelunterrricht und Familienunterricht gut klappt und hoffe, dass es bald mehr ist! Liebe Grüße aus Wien, Dhana

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