Kindertanzpädagogin und Mama


Ausgelöst durch die Beschreibung von @tanzbotschafterin_official über ihr Mamadasein als Tanzpädagogin möchte ich gerne meine eigenen Erfahrungen und Gedanken zum Thema Beruf und Elternschaft (als nun Dreifachmama) in der Kindertanzpädagogik beschreiben.
Als ich (vor bald 10 Jahren) Mama wurde habe ich schon 12 Jahre lang als Kindertanzpädagogin gearbeitet. Ich habe immer schon mit Kindern gearbeitet und außerdem selbst jüngere Geschwister, Cousinen und Cousins, so dass ich schon viel Erfahrung mit Kindern und auch Babys in mein Mamadasein mitbrachte. Tanzen hält einen fit. Als Tänzerinnen haben wir einen guten Bezug zu unserem Körper und wissen wonach unser Körper ruft, wenn unsere körperlich anstrengende Arbeit als Mama nach Ausgleich ruft. In Form von zarter Bewegung, in Form von Brustöffnungen und Beckenbodenarbeit geben wir dem Körper die notwendige Abwechslung um chronischen Schmerzen entgegen zu wirken. Wir wissen um die Wichtigkeit uns um unseren Körper zu kümmern. Das kostet uns Zeit, aber hilft uns dann auch unseren Alltag als Mama viel leichter zu gestalten. Ein fitter Körper kommt gerade unserem Elternalltag sehr entgegen. Die Herausforderungen dieses Alltags können unsere Fitness sogar noch unterstützen. 
Hier sehe ich eine ganz starke gegenseitige Bereicherung von Tanz und Kind
Aber nicht nur was die Körperliche Fitness betrifft gibt es eine gegenseitige Bereicherung, sondern auch in der Kreativität. 
Als Moderne Tänzerin pfeife ich nicht nur immer wieder auf gesellschaftliche Normen, ich bin es auch gewohnt zu improvisieren, Dinge neu zu betrachten mit dem so genannten „Anfängerinnengeist“ und neue Wege und Lösungen zu finden. Als Tänzerin sehe ich mich persönlich mehr als Künstlerin als denn als Sportlerin und daher ist es meine Aufgabe Dinge immer wieder neu zu entdecken und innovative Ansätze zu finden. In meinem Elterndasein habe ich entdeckt, dass ich im Alltag viel mehr Vorurteile habe, wie Dinge abzulaufen haben als ich gedacht habe. Durch mein Dasein als Tänzerin bin ich es aber gewohnt Dinge Neu zu betrachten. So haben mir meine Kinder immer wieder gezeigt wo ich Alte Muster verfolge und wir haben gemeinsam neue Ideen dazu entwickelt. Die Kinder sehen wie ich immer wieder neu dazulerne und Lösungen suche. Sie sind die besten Lösungsfinder_innen überhaupt, wenn man sich nur gemeinsam Zeit dafür nimmt. 
Außerdem tanze ich zu Hause viel mit meinen Kindern. Da mir das soviel Spaß macht, habe ich auch neben dem Elternkindtanz noch einen neuen Familientanz aus bestehenden Tanzstilen mit dem Fokus auf Familie entwickelt: @familyacroflow im gemeinsamen Tanz mit den Kindern ahmen wir uns auch gegenseitig nach. Das hilft den Kindern einerseits mehr Verständnis für Ihre eigenen Bewegungen zu entwickeln und gibt Ihnen auch ein Selbstbewusstsein für die von Ihnen ausgewählten Tanzbewegungen. Gleichzeitig baue ich gerne die Bewegungen in die Kindertanz Choreographien ein, wenn ich eine Abschlussaufführung gestalte. 
Einen Teil meiner Arbeit kann ich gut mit Kindern zu Hause erledigen: Musik hören, Tanzen und Bewegungen entdecken, Bilderbücher ansehen für Kindertanzstunden, Übungen ausprobieren,… 
Es gibt aber auch Sachen die ich gar nicht gut neben den Kindern machen kann. Das ist in erster Linie telefonieren. Das schaffe ich neben den Kindern leider gar nicht. Manchmal kann ich ein Telefonat führen, wenn wir draußen am Spielplatz sind mit einer Kollegin, aber ansonsten versuche ich mich mit meinen Kundinnen hauptsächlich schriftlich zu verständigen oder wenn meine Kinder nicht dabei sind. 
Als Kindertanzpädagogin arbeite ich hauptsächlich am Nachmittag. Das kommt mir als Langzeitstillmama zugute, weil ich dann abends zu Hause sein kann. Erst als meine Kinder etwas größer waren habe ich wieder Erwachsenenstunden dazu genommen. Ich kann entscheiden wie viele Stunden ich dazu aufwände und muss nicht sofort von 0 auf 40 Stunden rauf. Ich konnte dadurch immer recht schnell wieder zum Unterrichten anfangen: einzelne Workshops nach 2 Monaten, regelmäßiger Unterricht ab 6 Monaten;
Als Kindertanzpädagog:innen arbeiten wir in Präsenz vorwiegend, wenn andere Freizeit haben. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Mein Mann und ich können aus diesem Grund abwechselnd arbeiten und das hat einen großen Vorteil für uns in Bezug auf die Kinderbetreuung. Natürlich ist es zeitweise auch viel jonglieren, weil wir Arbeit und Kinder oft auch mal nebeneinander und in einander fließen, aber es ist auch schön, dass wir so viele Teile unseres Lebens gemeinsam verbinden können. 
Ab und an passt es auch gut, dass meine Kinder mit in den Unterricht kommen. Das ist für mich besonders schön, aber auch herausfordernd und ich sehe wo es für mich und die Kinder am besten passt. Wo es mir oder den Kindern zuviel werden könnte, vermeide ich es. Hier ein paar Fotos, wo ich sie mit dabei hatte:

Zwei meiner wundervollen Buben in einem Workshop mit dabei.
Mein 1,5 jähriger Sohn mit dabei bei der Bühnenprobe der Jazzakrogruppe.


Beim Orientalischen Tanz habe ich hier Mimmi umgebunden, aber auch Lilan wurde schon umgebunden während ich unterrichtete. (Dieses Foto wurde zu Hause gemacht.)
Hier ist Mimmi noch im Bauch (7. Monat) während ich mit ihr gemeinsam auf der Bühne tanze.


#lovemyjob #workingmom #workandfamily #artlife #movingfamily #momofthree #momlife #respectfulparenting 

Wie geht es einer Tanzpädagogin in dieser Pandemie?

Bewegung ist mein Leben. Solange ich tanze, mich bewege, geht es mir gut. Ich achte auf mich. So versuche ich, die Kontrolle über das Leben, die uns die Pandemie teilweise entzogen hat, zu bewahren. Ich bewege mich nicht nur zu Hause, trainiere für mich und tanze mit meinen eigenen Kindern. Ich habe auch begonnen, laufen zu gehen, draußen, in der Natur… ohne Ziel. Damit ich meinen Körper wieder besser spüre, im Hier und Jetzt bin und erlebe, wie es mich stärkt. Ich fühle mich gezwungen, politische Nachrichten zu verfolgen, um herauszufinden wie die Pandemie und Ihre Maßnahmen meinen Job beeinflussen. Denn er ändert sich ständig. Ich organisiere Kurse seit 2001, seit 2004 im Rahmen des Tanzzentrums. Dabei ist spontane Improvisation genauso notwendig wie weite Vorausplanung. Doch leider ist es in Österreich und den meisten anderen Ländern trotz vieler Versuche nicht gelungen, während der Pandemie so etwas wie Planbarkeit zu erreichen. Ich fühle mich oft wie im luftleeren Raum, da ich nicht weiß, welchen Weg ich als nächstes einschlagen soll. Im März 2020 habe ich begonnen, Videos für die Kinder zu produzieren. Das war ursprünglich als Übergangslösung gedacht. Inzwischen hat sich mein YouTube-Kanal mit Kindertanz-Videos und auch ein paar #selfcare-Videos für Erwachsene und TanzpädagogInnen gefüllt:

Youtube: Tanzzentrum Wien/ Dhana Loner https://www.youtube.com/channel/UCxEQqOGv8xiM2Exb-OPkt-g

Danach habe ich im April 2020 die Kurse abgesagt, um zu pausieren und mich für den Herbst zu rüsten. Mit wenigen, kleinen Gruppen bin ich gestartet und habe ab November über Zoom unterrichtet, weil auch Kleingruppen mit 6 Kindern nicht mehr erlaubt war zu halten. Im März 2021 gab es dann eine Outdoor – Klasse. Dann waren Outdoorklassen wieder verboten. Ständig haben sich die Bedingungen geändert, ständig gab es neue Ankündigungen mit Voraussetzungen, die immer wieder verworfen wurden. Planbar war und ist nichts. Der organisatorische Aufwand ist immens. Ich versuche Unterstützungen für den Verein zu organisieren und recherchiere laufend die aktuelle rechtliche Lage. (Regelmäßig schreibe ich neue Präventionskonzepte für den Unterricht.) Ich bemühe mich um direkte und rasche Kommunikation mit den Eltern der Tanzkinder, denn auch sie sind verwirrt, was aktuell gerade erlaubt ist. Zusätzlich aktualisiere ich laufend die Website (weil ich ja auch die wichtigsten Änderungen gleich versuche umzusetzen) und poste die neuesten Infos, sowie Tanzcontent auf den Social Media-Kanälen. Zugleich versuche ich, gut auf meine physische Fitness und meinen emotionalen Zustand zu achten, tausche mich mit anderen Tanzpädagoginnen aus und suche nach Wegen, mich auch unter den aktuellen Bedingungen weiterzuentwickeln.
Es hilft mir, neben der organisatorischen Arbeit und der Unterrichtsvorbereitung laufen zugehen, Yoga zu machen, über tanzpädagogische und kindertanzpädagogische Themen zu lesen, meine eigene Arbeit zu reflektieren, Online-Tanz- und Yogaeinheiten zu besuchen und mich fortzubilden. Seit März 2021 besuche ich eine Fortbildung, die mit Sicherheitskonzept auch offline abgehalten werden kann. Doch Weiterbildung auf allen Ebenen lenkt uns nur bedingt davon ab, dass das, was wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben – in manchen Fällen unsere Haupteinnahmequelle -zu verschwinden droht. Aber die Weiterbildung hilft mir persönlich dabei, mich zu erinnern, dass es immer Menschen geben wird, für die Bewegung und Tanz Teil des Lebens sind. Die Pandemie wird immer wieder ein Ende haben und sich immer wieder neu entfachen. Doch ich bin sicher: Am Ende des Tunnels wird im Licht der Tanz wieder erstrahlen!

Tanz im Licht!

Bewegt euch!

Tanzt mit eurer Familie!

Reflektiert das bisher Geschaffene, Gelernte und entwickelt euch weiter!

Eine Pandemie, die einem die Arbeit wegnimmt, die man so sehr liebt, ist nicht einfach. Seht auch was ihr alles Neues im letzten Jahr lernen musstet und lernen durftet. Seid geduldig mit euch und umarmt euch mal wieder selbst! 

Online Kindertanz während einer Pandemie

VORTEILE DES ONLINE-KINDERTANZ-UNTERRICHTS

Kindertanz online abzuhalten – ich glaube, das konnten sich viele Tanzpädagog_innen vor einem Jahr noch gar nicht vorstellen. Und auch noch vor wenigen Monaten war es vielen unklar, ob und wie das funktionieren könnte. So ging es auch mir. Ich wappnete mich mit vielen Ersatzterminen, um einen kurzen Lockdown ohne Online-Unterricht überbrücken zu können und startete so in das Wintersemester 2020/21. Der Lockdown war dann überhaupt nicht so kurz wie erhofft und ich habe mich dazu durchgerungen, mit einigen Online-Einheiten anzufangen – in Hoffnung, die meisten Einheiten doch offline abhalten zu können. In Wien, wo ich unterrichte, kam es aber leider nicht dazu. Ich war zuerst sehr enttäuscht darüber und dann vollkommen überrascht, wie viele Kinder die Online-Einheiten viel besser als erwartet angenommen und auch nach mehr Online-Einheiten gefragt haben.

Eine Zoomeinheit zum Thema Eislaufen vom Winter 2021.

Prinzipiell bevorzuge ich weiterhin den Offline- vor dem Online-Unterricht. Trotzdem habe ich erkannt, dass der Online-Kurs auch Vorteile hat:

1. Wir haben auch in einer Pandemie, während der wir uns nicht sehen dürfen, die Möglichkeit, Tanzkurse zu geben und Tanzkurse zu genießen.

2. Wir können mit dem Online-Unterricht räumliche Distanzen überwinden und sind nicht von Angeboten in unseren Grätzeln abhängig. 

3. Wir sparen uns die Fahrtzeit, wenn wir oder unsere Kinder einen Tanzkurs besuchen.

4. Die dadurch gewonnene Zeit verwenden wir meistens zum Aufräumen. Dadurch sehen unsere Wohnungen gleich ein kleines Stück besser aus.

5. Die Kinder nehmen den Tanz mit nach Hause in ihren Alltag. Jede_r Kindertanzpädagog_in hat Ziele, die ihr oder ihm wichtig sind. Eines meiner Ziele war es immer, dass die Kinder den Tanz als Selbstverständlichkeit in ihr Leben einbauen und in ihr Zuhause integrieren. Der Tanz soll ihr Leben bereichern und durch ihr Leben soll der Tanz erstrahlen. Immer wieder gelingt mir das sehr gut, aber oft habe ich das Gefühl, dass der Tanz zu sehr seinen Platz im Tanzsaal hat. Der Online-Unterricht unterstützt mich nun dabei, eine räumliche Verknüpfung zum Alltag der Kinder herzustellen und somit ist die Chance größer ist, dass der Tanz einen Platz im täglichen Leben der Kinder erhält.

6. Die Tänzer_innen wie die Kindertanzpädagog_innen können ein Knoblauchbrot vor dem Unterricht essen, ohne dass es jemanden stört. 😉

Ich freue mich schon sehr auf den Präsenzunterricht, aber ich finde es gut, dieses Tool für mich entdeckt zu haben. Es ist jedoch keine Dauerlösung, sondern überbrückt meiner Meinung nach nur Wochen sinnvoll, aber nicht Monate.

WIE GELINGT DER ONLINE-KINDERTANZ-KURS?

Online-Tanzstunden sind für viele von uns neu und stellen uns vor ganz andere Herausforderungen als der Offline-Unterricht. Was können wir tun, damit die Online-Einheiten gut klappen? 

Die größten Herausforderungen des Online-Unterrichts im Kindertanz sind aus meiner Sicht diese:

1. Wir versuchen die Kinder vor einem Bildschirm zum Mitmachen zu aktivieren, obwohl sie meist gewohnt sind, Bildschirme zum „Abschalten“ zu nützen. 

2. Gleichzeitig ist die Interaktion in so vielen Bereichen eingeschränkt, so dass ein gewöhnlicher Kontakt mit allen Sinnen, wie wir ihn gerne haben, nicht möglich ist.

Was kann uns dabei helfen, die Kinder in Bewegung zu bringen, mit ihnen in Kontakt zu kommen und ihren Kontakt zum Tanzen zu fördern?

  1. Die Kinder müssen sich an das neue Medium, an die neue Art des Unterrichtens erst gewöhnen. Wenn ihr die Kinder vor der Pandemie bereits unterrichtet habt, knüpft an Bekanntes an. Wenn ihr eine Einheit plant, setzt Tanzelemente an den Beginn, die die Kinder kennen. Verwendet in den Tanzeinheiten immer wieder Lieder, Abfolgen von Tanzelementen und Erzählungen, die ihnen bekannt sind. 
  2. Sprecht mit den Kindern. Ich beginne die Einheiten nicht nur mit einem Ton- und Tanzplatzcheck. Ich frage die Kinder auch, wie es ihnen geht. Meiner Meinung nach ist das gerade während der Pandemie sehr wichtig. Die Kinder sind starken Einschränkungen ausgesetzt und sollen, wann immer es geht, die Möglichkeit erhalten, von sich und ihrem Befinden zu erzählen. Ich bespreche mit den Kindern anschließend den Ablauf. Meistens frage ich, ob es etwas Bestimmtes gibt, das sie unbedingt in der Einheit machen möchten und kläre mit ihnen, ob das möglich ist. Zwischen den einzelnen Abschnitten setze ich mich immer wieder mit ihnen zusammen, um zu besprechen was sie als nächstes brauchen. 
  3. Klärt zu Beginn des Unterrichtes gemeinsam mit den Eltern oder Bezugspersonen die technischen Möglichkeiten ab. Besprecht mit den Kindern und Eltern gemeinsam, wie der Platz zum Tanzen am besten genützt werden kann und welche Utensilien die Kinder für den Unterricht brauchen.
  4. Einen Online-Kurs zu besuchen ist ganz anders, als zu einem Ort zu fahren. Immer wieder vergessen die Teilnehmer_innen bzw. ihre Eltern, wann die Stunde stattfindet. Daher ist es sinnvoll, E-Mails zur Erinnerung auszuschicken. Bei den Jugendlichen, die meist schon sehr selbstständig sind, ist es sinnvoll doppelt zu kommunizieren: Sie persönlich über die Abläufe zu informieren, aber auch ihre Eltern. Wenn ich kurz vor Start sehe, dass Teilnehmer_innen nicht online sind, die sich angemeldet haben, dann frage ich meist auch noch einmal per SMS nach oder rufe an.
  5. Um die Kinder bzw. Jugendlichen mehr in den Bann zu ziehen, habe ich den Teilnehmer_innen ein Kuvert mit Materialien zum Tanzen mitgegeben. Dazu habe ich mich mit den Eltern zum Kurszeitpunkt, aber noch vor Kursstart, im Freien getroffen. Manchmal waren die Kinder mit dabei. Auch hier gab es wieder die Möglichkeit sich mit den Kindern und Eltern auszutauschen und herauszufinden, wie es den Kindern mit der Situation geht. Das Angebot wurde extrem gut angenommen und alle Teilnehmer_innen sind gekommen bzw. haben sich Freund_innen auch zusammengetan, um die Sachen abzuholen. Im Kuvert waren Sachen, die sie vom Unterricht kennen oder die ich normalerweise (ab und an) für die Kinder bastele und ihnen mitgebe. Die Kinder haben sich riesig über das Kuvert gefreut, das sie erst in der Online-Einheit aufmachen durften. 
  6. In den Kursen mit Kindern bis sechs Jahren habe ich die Eltern in den Online-Tanzkurs mit eingebunden und eine Eltern-Kind-Einheit gestaltet. Dadurch haben wir den Effekt noch einmal stärker, dass wir den Kindern den Tanz mit in den Alltag bringen, weil die Eltern, dann auch den Ablauf der Einheiten kennen. Außerdem verwende ich hier auch einige Übungen, wie z.B. leichte Hebefiguren oder Massagen, die die Verbindung zwischen Eltern und Kind unterstützen. Oft werden diese Elemente, dann auch außerhalb des Tanzkurses ausprobiert. 
  7. Für Jugendliche habe ich die Choreo, an der wir arbeiten, sowie Dehnungsübungen und Bauchmuskelübungen abgefilmt und ihnen auf youtube mit einem gesicherten Link zukommen lassen. So konnten sie auch zwischendurch üben. Manche haben diese Möglichkeit sehr oft in Anspruch genommen, andere weniger.
  8. Ich habe mich bemüht, auch ein klein wenig den Computer als Medium mit in den Tanzunterricht einzubauen: Dazu habe ich in circa jeder zweiten Einheit auch einmal kurze Videos aus dem Internet gezeigt und die Teilnehmer_innen dazu ermuntert, die Choreografien nach zu tanzen oder sich davon inspirieren zu lassen. Zum Beispiel war das beim Eltern-Kind-Tanzkurs eine Hebefigur von meinem Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=oeCZ4ZHaOH0 oder in der Zoogeschichte tanzende Flamingos: https://www.youtube.com/watch?v=tTrh9XWCr5I Für eine Choreografie habe ich mit den Jugendlichen TikTok-Videos rausgesucht und wir haben sie nachgetanzt. 
  9. Bezüglich Technik und Onlineunterricht gibt es sehr viele Videos online. Es ist natürlich gut sich mit den Möglichkeiten der Programm auseinander zu setzen. Ich finde es grundlegend sich mit den technischen Optionen auszukennen ohne, dass wir Profis in dem Bereich sein müssen. Als Anwender_innen sollten wir auch vor der ersten Einheit die wichtigsten Werkzeuge unseres Programms zu kennen.
  10. Besucht selber unterschiedliche Online – Klassen und beobachtet was für euch gut funktioniert, schaut euch ab was ihr gerne mitnehmen wollt und vermeidet was ihr in der Einheit irritierend gefunden habt. Wenn ihr dann selber Texte zum Thema Online Kindertanz schreibt, könnt ihr sie gerne in die Facebook Gruppe Kindertanzpädagogik stellen: https://www.facebook.com/kindertanzpaedagogik
  11. Und als letzten Tipp noch eine verrückte Eigenheit vor mir. Ich verwende vor dem Unterricht immer ein erfrischendes Parfum und massiere meine Füße mit einem frisch duftendem Fußgel ein. Das braucht es in der Onlineeinheit natürlich nicht, aber als Ritual für mich, dass es sich hier um eine „richtige“ Einheit handelt, habe ich es behalten. Vielleicht habt ihr auch Rituale vor dem Unterricht, die ihr beibehält auch wenn es für den Onlineunterricht so in der Form nicht notwendig ist.
Hier ein Beispiel für ein Tanzkuvert: Zauberstab (aus buntem Papier gerollt), Zpagetti (eines meiner Lieblingstanzequipments, Luftballon, Tanzband und Papierflieger;

Ich finde, es ist wichtig, nicht so zu tun, also ob Online-Tanzkurse dasselbe sind wie Online-Einheiten. Gleichzeitig jedoch haben wir mit dem Medium auch einige neue Möglichkeiten entdeckt, die unseren Tanzunterreicht bereichern und von denen wir die eine oder andere Idee vielleicht in die Offline-Einheiten mitnehmen werden.

Kindertanzpädagogik darf jede_r in Österreich unterrichten

Und ich finde das gut so. In diesem Blogbeitrag möchte ich diese Position konkretisieren. Jede Person in Österreich hat die Möglichkeit, nicht nur Tanz zu unterrichten, sondern auch Kindertanz. Tanz gehört zu den ältesten Kulturformen und ist so unterschiedlich wie jeder Mensch. Gleichzeitig gibt es auch in der Pädagogik viele unterschiedliche Ansätze und Methoden, die praktiziert wurden und werden. Der Ruf nach dem Schutz eines „professionellen“ Tanzes ist verständlich, denn gerade die Kindertanzpädagogik ist ein sehr sensibles Metier und wir wollen, dass unsere Kinder nicht nur professionell, sondern auch gesund in den Tanz begleitet werden. Aber was bedeutet in diesem Zusammenhang „Professionalität“? Wer entscheidet, was professionell ist? Eine Möglichkeit wäre zu sagen, wir wollen ein gemeinsames Grundverständnis von Tanzpädagogik zur Sicherheit der Kinder entwickeln. Doch können wir dieses Grundverständnis und diese Sicherheit mit einer Ausbildung erreichen? Oder kann diese Sicherheit auch mit anderen Mitteln hergestellt werden?

Hebefigur Flieger auf der Bühne 2019

Denn wiegen uns Ausbildungen nicht oft genug in einer trügerischen Sicherheit? Seit jeher müssen Kinder immer wieder erleben, dass im pädagogischen Bereich nicht professionell mit ihnen umgegangen wird und sie manchmal dabei Schaden erleiden – das reicht von kleinen Motivationsschwierigkeiten bis hin zu traumatischen Erfahrungen. Und das, obwohl im Kindergarten, in der Schule, und in vielen anderen Institutionen Professionalität ganz groß geschrieben wird. In der Tanzpädagogik zeigt z. B. die Affäre im Staatsopernballett, dass Kinderschutz neu gedacht werden muss und Ausbildungen alleine bei Weitem nicht genug sind.

Wie können Kinder geschützt werden?

Ich denke, eine entsprechende Transparenz würde allen helfen. Transparenz darüber, was wir Kindertanzpädagog_innen unterrichten, wer wir sind, welchen Zugang wir zu Tanz haben und was wir vermitteln möchten. Und dies sollte nicht nur vor fünf Jahren für unsere Website verschriftlicht worden sein, sondern auch in der laufenden Kommunikation mit den Eltern unserer Schüler_innen präsent sein. Eltern sollten die Möglichkeit haben, den Unterricht mitzuerleben und sich auch über Aspekte des Unterrichts persönlich bei uns informieren können.

Wenn sich Eltern bei mir erkundigen, worauf sie achten sollen, wenn sie einen Tanzunterricht für ihre Kinder aussuchen, weise ich vor allem darauf hin, dass es wichtig ist, Einblick in den Unterricht zu erhalten. Sie müssen selbst herausfinden können, ob sich ihr Kind in einem Setting wohl fühlt und ob der Unterricht das beinhaltet, was sie sich als Elternteil vom Tanzunterricht erwarten.

(Auf das Thema Transparenz werde ich in einem ausführlicheren Blog genauer eingehen … meldet euch für den Newsletter an, um informiert zu bleiben!)

Warum sollte es meiner Meinung nach keine vorgegebenen Mindeststandards im Kindertanz geben?

Nun könnte man argumentieren, dass es trotzdem gut sei, in einer verpflichtenden Ausbildung für Kindertanzpädagog_innen Mindeststandards zu vermitteln. Denn diese würden dazu beitragen, dass Kindern im Unterricht kein Schaden zugefügt wird.

Doch ich denke, dass dieses Argument auch anderen Interessen dient, nicht nur dem Schutz der Kinder. Wer auch immer die Inhalte dieser Ausbildung und die Kriterien für die Aufnahme angehender Kindertanzpädagog_innen festlegt, erhält damit einen Machtstatus. Ich finde es aber übergriffig, der Kunst – wie auch zum Teil der Pädagogik – eine bestimmte Richtlinie vorzugeben. Damit ginge Vielfalt verloren. Denn wer entscheidet, wer den „richtigen“ Körper hat, um Tanz unterrichten zu dürfen? Wer entscheidet, wer die „richtige“ Musikalität hat, um Tanz unterrichten zu dürfen? Wer entscheidet überhaupt, dass Musikalität notwendig ist, um Tanz zu unterrichten? Rudolf von Laban, ein berühmter Tänzer und Choreograph, hat auch den Tanz ohne Musik praktiziert. Wer entscheidet, was der „richtige“ Ansatz der Bewegungsentwicklung ist? Ist es motorische Förderung nach Britta Holle oder eher der Ansatz der natürlichen Bewegungsentwicklung von Emmi Pickler oder ein ganz anderer?

Wann hat man denn überhaupt genügend gelernt, um Kindern die Grundlagen des Tanzes zu vermitteln? Ich unterrichte seit 20 Jahren Kindertanz und lerne immer noch in jeder Einheit etwas Neues. Mein Körper ist nun 38 Jahre alt und auch er lernt immer noch Neues im Tanz – in der Praxis wie in der Theorie. Und als ich vor 20 Jahren angefangen habe zu unterrichten, da konnte ich den Kindern Tanzwissen vermitteln – auch ohne abgeschlossene Ausbildung und auch ohne Berufserfahrung. Ja, es stimmt, ich hätte viele Stolpersteine ausgelassen, hätte es damals schon die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung speziell für Kindertanzpädagogik zu absolvieren. Da ich aber so eine ungewöhnliche und sture Art habe, Kinder zu unterrichten, hätte ich vermutlich einiges so und so hinterfragt und weiterentwickelt. Das sage ich auch den Kindertanzpädagog_innen, die bei mir ihre Ausbildung machen: „Geht raus, macht eure eigenen Erfahrungen, andere als ich, lernt weiter und hinterfragt, was ich euch beigebracht habe!“

Schwangere Tanzpädagogin mit Tanzflamingos auf der Bühne (Jänner 2019)

Vielfalt in der Kindertanzpädagogik

Aber zurück zur Vielfalt. Wie sieht es mit all den Autodidakten aus? Ich habe immer schon Unterricht genossen, aber immer schon vieles hinterfragt und meine eigenen Wege ausprobiert. So habe ich selbst erfahren, wie ich mit bestimmten Situationen umgehen möchte, ich habe Tanzübungen selber erfunden, bevor ich entdeckt habe, dass andere diese „Übung“ schon erfunden hatten. Wie war das mit Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Jean-Jacques Rousseau oder Friedrich Schiller? Sie alle haben keine bestimmte Ausbildung absolviert. Und eine Reihe Wissenschaftler_innen oder Künstler_innen, die eine Ausbildung absolviert haben, wurden vor allem durch die eigenständige Weiterentwicklung ihrer Arbeit berühmt.

Bleiben wir doch bei Tanzpädagog_innen. Rudolf von Laban (wie oben beschrieben ein berühmter Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge) war in seinem Wesen durch und durch ein Autodidakt. Er hatte keine pädagogische oder tanzpädagogische Ausbildung absolviert. Sein System der Bewegungsanalyse ist immer noch sehr bekannt und wird an vielen Orten der Welt angewandt. Hätten wir heute einen Standard, der vorgäbe, dass Tanzunterricht eine bestimmte Ausbildung benötige, würden uns solche Talente und/oder Autodidakten abhandenkommen. Rudolf von Laban dürfte keine Kinder unterrichten, aber gerade in seinem Buch von 1926 beschreibt er sehr spannende Zugänge zum Kindertanz.

Es ist sehr wichtig, den Einfluß der Begeisterung, wenn ich das Interesse, die Lust, die Neugier mit diesem Sammelnamen benennen darf, auf die Leistungsfähigkeit gründlich zu erwägen sobald man mit Kindern zu tun hat, und zwar handelt es sich hier nicht nur darum, diese Begeisterung erwecken zu können, sondern auch darum, die Begeisterungsfähigkeit soweit zu schonen, daß das Kind nicht frühzeitig blasiert und gelangweilt wird.“ (Laban, 1926, 64).

Rudolf von Laban war der Meinung, dass fachliches Wissen wichtig ist, um zu unterrichten, dass aber auch Intuition in der Tanzpädagogik eine zentrale Rolle spielt. Er ist also nicht planlos in den Unterricht gegangen, auch wenn er keinen Bildungsabschluss in diesem Bereich vorweisen konnte.

Außerdem rufe ich die Kindertanzpädagogik-Szene auf, nicht dogmatisch zu sein und sich für unterschiedliche Zugänge zu interessieren. Um ein wenig von dieser Vielfalt zu zeigen und sie dadurch zu vergrößern, bitte ich alle Kindertanzpädagog_innen unter dem Hashtag #buntekindertanzpädagogik auf Instagram oder auf Facebook (gerne auch auf der Kindertanzpädagogik – Seite: www.facebook.com/kindertanzpaedagogik) zu posten, was Tanz für euch bedeutet und was ihr Kindern im Kindertanzunterricht vermitteln wollt.

„Der charismatische Laban half seinen Freunden, Mitarbeitern und Schülern nicht nur, ihre festen Gewohnheiten und ihr konservatives Denken zu überwinden, sondern weckte in jedem, mit dem er in Kontakt trat, daß volle menschliche Potential. Die Menschen in seiner Umgebung gelangten durch seinen Einfluß zu größerer Klarheit im Fühlen und Denken, zu neuen Bewegungserfahrungen, zur Kontrolle über die eigenen Bewegungen und zu Bewußtheit.“ (Friedmann 1989, 25)

Ich freue mich auf viele bunte Texte! Und ich hoffe, dass ich in Zukunft auch Kindertanzpädagog_innen, wie Tanzpädagog_innen im Allgemeinen dazu inspirieren kann, ihre Gewohnheiten zu hinterfragen und zu größerer Klarheit im Fühlen und Denken zu gelangen.

Abbildung Laban 1926, S. 62

Sei auch du wie Rudolf von Laban und fordere dich selbst, genauso wie deine Umgebung auf, feste Gewohnheiten und konservatives Denken zu hinterfragen!

Quellen:

Friedmann, Elly D. (1989) Laban Alexander Feldenkrais. Pioniere bewußter Wahrnehmung durch Bewegungserfahrung- Paderborn: Jungfernmannsche Verlagsbuchhandlung,

Laban, Rudolf von (1926a) Des Kindes Gymnastik und Tanz. Gerhard Stalling Sport Verlag, Oldenburg i. O. 2. Auflage.

Laban, Rudolf von (2001) Der moderne Ausdruckstanz. Florian Noetzl GmbH Verlag der Heinrichshofen – Bücher, Wilhelmshaven. 5. Auflage

Perrottet, Claude (1983)Ausdruck in Bewegung und Tanz. Ein Handbuch der Bewegung und Tanzerziehung auf der Grundlage der Konzepte von Laban.

https://www.derstandard.de/story/2000101178748/drill-misshandlungen-und-magersucht-die-ballettakademie-der-wiener-staatsoper

Befreie den Tanz!

Tanz ist so vielfältig wie wir Menschen vielfältig sind. Jeder Tanz hat seinen eigenen Charakter. Daher sollte es nicht die eine „Definition“ von Tanz geben. Wir sollten uns stattdessen fragen, was Tanz für uns persönlich bedeutet. Jede/r tanzt aus einem anderen Grund, aber selten ist uns das bewusst.

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen unterschiedliche TanzpädagogInnen in mehreren Ländern genau darüber nachzudenken. Sie befreiten damit den Tanz von den damals herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen und entwickelten eine neue, revolutionäre Sicht auf den Tanz. 

Einer dieser TanzpädagogInnen war Rudolf von Laban. Der Ausdruckstanz nach Rudolf von Laban beschäftigt sich mit dem Tanz, der von Innen heraus entsteht, also vom individuellen Körper der Menschen ausgeht. Für Rudolf von Laban war das wichtigste Ziel im Tanz nicht die künstlerische Leistung, sondern vielmehr „eine körperliche Beziehung zum Dasein zu finden.“ (Laban 2001, 124). Er war der Meinung, dass der Tanz dazu dienen soll, unser Leben besser zu verstehen. 

Beim Ausdruckstanz nach Rudolf von Laban geben uns TanzpädagogInnen bestimmte Aufgaben und Impulse. Wenn wir diesen folgen, lernen wir unseren Körper besser kennen und wagen uns an neue, vielfältigere Bewegungen heran – Bewegungen, die uns gut tun. Mit diesem vertieften Körperwissen verstehen wir auch Aspekte unseres Lebens besser. Oft bewegen und tanzen wir in automatisietten Bewegungen. Zu einer bestimmten Musik antwortet unser Körper immer mit ähnlichen Bewegungen. Unser Körper und seine Bewegungen sind von den Automatismen des Alltags geprägt. Wie reagieren wir, wenn wir im Unterricht dazu aufgefordert werden Stück für Stück unsere Art zu tanzen zu erweitern? Tanzt in einem anderen Tempo! Spürt im Tanzen die Auflagepunkte der Füße! Tanzt nur in Seitwärts-Bewegungen! Tanzt gegen den Rhythmus der Musik! Tanzt ohne Musik! … Mit diesen Übungen schickt uns der Tanzpädagoge/ die Tanzpädagogin auf eine Entdeckungsreise in unser eigenes Leben: In welcher Geschwindigkeit bewege ich mich am Liebsten? Wie verwende ich den Raum in dem ich tanze und wie ist es für mich wenn ich diesen Raum anders nütze? Was lösen diese Tanzaufgaben in mir aus? Was bedeuten diese für mein Leben? Wie kann ich Improvisation mehr in mein Leben integrieren? 

Bühnentanzkinderfüße

Warum verwenden wir KindertanzpädagogInnen dieses Konzept gerne in unserer Arbeit? Kinder haben meist bis ins Vorschulalter keine sehr ausgeprägte und daher sehr freie Vorstellung von Tanz. Für sie hat Tanz ganz stark mit in Beziehung gehen zu tun. Sie tanzen mit anderen Menschen, aus inneren Impulsen heraus, nehmen die Musik und die MittänzerInnen meist als Inspiration. Hier können wir ansetzen, um ihren freien Blick auf den Tanz zu behalten. Ihnen zu zeigen, dass Bewegungen selbst erfinden oder entwickeln genauso ihren Wert und ihre Schönheit behält, wie Tanzbewegungen nach zu ahmen. Außerdem können sie lernen, dass auch ihre Bewegungen nachahmenswert sind. Kinder nach dem Vorschulalter und Jugendliche werden durch dieses System langsam an die Prinzipien des Audruckstanzes herangeführt und müssen lernen bestimmte Vorstellungen von Tanz langsam aufzugeben. Neben vielen anderen Aspekten, die hier den Rahmen sprengen würden, ist dieser Aspekt der Befreiung des Tanzes von unseren gesellschaftlichen Vorstellungen mit der gleichzeitigen analytischen Auseinandersetzung mit den Bewegungsmechanismen einer der wichtigsten Gründe weshalb ich persönlich das Konzept vom Ausdruckstanz nach Rudolf von Laban nicht nur für Erwachsene, sondern auch für die Arbeit von Kindern so schätze. 

Was bedeutet Tanz für dich? Was für eine Art Tanz beschäftigt dich und warum? Wofür tanzt du? 

Tanz für alle Kinder!

… am internationalen Tag der Kinder

… über den Boden tanzen

Kinder tanzen von Anfang an. Sie lieben es, sich mit dem ganzen Körper auszudrücken, sie bewegen sich spontan und unbeschwert zur eigenen Gefühkslage oder zur Musik. Was ihnen in unserer Gesellschaft fehlt, sind der Raum für den Tanz, die Möglichkeiten zu tanzen und auch die Vorbilder.

Anlässlich des Internationalen Kindertags am 1. Juni möchte ich auf das Bedürfnis der Kinder nach Bewegung aufmerksam machen und für ein Recht der Kinder auf Tanz eintreten. Denn Tanz hilft uns, unser Leben zu verstehen.

Für den Tänzer, Choreograf und Tanztheoretiker Rudolf von Laban (1879-1958) ist der Tanz, der von Innen heraus entsteht, der vom individuellen Körper der Menschen ausgeht, am wichtigsten. Indem wir tanzen, vermehren wir unser Körperwissen und begreifen unser Dasein in dieser Welt ein Stück mehr. Für Kinder ist es in dieser Welt besonders wichtig den Kontakt zu ihrem Körper und zum Tanz zu behalten.

Im Ausdruckstanz nach Rudolf von Laban geben die Tanzpädagoginnen und Tanzpädagogen den Kindern Aufgaben und Impulse. Schritt für Schritt erweitern sie ihr Bewegungsvokabular und können vielfältigere Bewegungen ausführen als zuvor. Hier ist es aber trotzdem die grundlegenste Aufgabe der Tanzpädagogik die Spontanität der Bewegung zu erhalten. Dieses Erhalten der Spontanität sollte meiner Meinung nach nicht nur in einem spezifischen Kontext wie im Tanzunterricht passieren.

Daher starte ich hier einen Aufruf an alle Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten, Pädagogen und Pädagoginnen… oder wer auch immer diese Zeilen liest und mit Kindern zu tun hat: Tanzt zu Hause, auf der Straße oder auf der Wiese! Tanzt mit den Kindern! Wenn ihr Musik mögt zum Tanzen, spielt Musik, die ihr gerne hört und tanzt mit den Kindern, wie ihr gerne tanzt. Zeigt den Kindern, wie viel Spaß es macht zu tanzen. Lasst euch inspirieren von der Musik, durch die Freude an der Bewegung und durch eure Mittänzer und Mittänzerinnen! Tanzt, als ob niemand zusieht oder tanzt, als ob ihr auf der Bühne der Welt steht. Wie auch immer ihr Lust habt, aber tanzt! Und gebt damit den Kindern das Recht auf Tanz!

„Der angeborene Drang der Kinder nach tanzähnlichen Bewegungen ist eine unbewußte Form des Sich-Ausdrückens und Übens, wodurch sie die Welt des Bewegungsflusses erfahren und ihre spontane Ausdrucksfähigkeit stärken.“
(Laban 2001, 23f) 

Quellen:

Laban, Rudolf von (2001) Der moderne Ausdruckstanz. Florian Noetzl GmbH Verlag der Heinrichshofen – Bücher, Wilhelmshaven. 5. Auflage

Laban, Rudolf von (2003) Die Kunst der Bewegung. – Wilhelmshaven: Florian Noetzel GmbH Verlag der Heinrichshofen – Bücher 3.Aufl.