Mini Klein-Mosbach

Mini Klein-Mosbach war Ausdruckstänzerin und Tanzpädagogin des 20. Jahrhunderts in Wien.
Sie wurde 1907 in Wien geboren. Ihre Eltern waren Adolfine Kummetz und Richard Mosbach. Er war Prokurist der Firma Harlander in Wien und Bukarest. Von 1910 bis 1918 lebte die Familie mit beiden Töchtern in Bukarest, wo sie die evangelische Volks- und Hauptschule besuchten.

Im Ersten Weltkrieg kam der Vater von Mini Klein-Mosbach in Rumänien in Kriegsgefangenschaft. Nach Ende des Krieges kehrte die Familie nach Wien zurück.

Von 1930 bis 1931 war Mini Klein-Mosbach außerordentliche Hörerin an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, unter anderem bei Grete Wiesenthal und Gertrud Bodenwieser. Außerdem studierte sie an der Privatlehranstalt für rhythmische Gymnastik Ada Richetta-Kratenburg.

Seit 1932 war sie als Ausdruckstänzerin tätig und eröffnete die Privatschule für Gymnastik und Kunsttanz in Wien 6, Mariahilferstraße. Sie lebte mit ihrem Mann Dr. Johannes Klein und ihren zwei Kindern, Hans-Dieter Klein und Heidelinde Klein, in Wien. Sie war durchgehend bis zu ihrem Tod unterrichtend tätig. Das war auch deswegen einfach für sie möglich, da sie im 2. Weltkrieg eine aus heutiger Sicht unreflektierte Position einnahm. Auf der Bühne war sie bis in ihre 40er Jahre.

In den letzten zwei Jahrzehnten ihres Lebens dokumentierte sie ihre Arbeit in zahlreichen Skripten, die von Hans-Dieter Klein dem Derra de Moroda Tanzarchiv in Salzburg zur Verfügung gestellt wurden.


Meine Begegnung mit Mini Klein-Mosbach

Ich, Dhana Loner, bin in Wien Ende des 20. Jahrhunderts geboren und habe Mini Klein-Mosbach daher nie persönlich kennengelernt. In der Volksschule besuchte ich Ballettunterricht und im Kindergarten einen Rhythmikkurs. Mit 14 Jahren „erfand“ ich für mich den Ausdruckstanz neu – ich entwickelte eigene Übungen, um einen Tanz von innen heraus zu gestalten.

Damals wusste ich noch nicht, dass viele Pädagoginnen vor mir bereits den Ausdruckstanz begründet hatten. Ohne Internet war der Zugang zu dieser Geschichte schwierig. Doch mit 16 Jahren kam ich zu meinem ersten Ausdruckstanzkurs.

In meiner tanzpädagogischen Ausbildung im Studio Igra in Wien zur Diplomierten Künstlerischen Tanzpädagogin lernten wir die Grundlagen von Rosalia Chladek und Rudolf von Laban kennen. Da ich mich mit Labans Philosophie besonders verbunden fühlte, beschäftigte ich mich im Studium der Bildungswissenschaften intensiver mit seiner Theorie des Ausdruckstanzes und verfasste meine Diplomarbeit zum Thema Ausdruckstanzpädagogik für Gehörlose.

Ich verwende die Theorien von Rudolf von Laban nicht nur in meinen Ausdruckstanzkursen, sondern nutze sie auch als Grundlage für Improvisation mit Kindern sowie in der Vorbereitung des Kindertanzes auf verschiedene Tanztechniken. Gut angeleitete Tanzimprovisation ist für mich die Grundlage eines jeden gelungenen Kindertanzunterrichts.

Der Ausdruckstanz hat hier in Europa einen wichtigen Beitrag geleistet: Er hat der Improvisation Struktur verliehen und ihre künstlerische Qualität gestärkt.

Nachdem ich nun schon über 30 Jahre tanze und mir bereits früh eigene Konzepte zur Improvisation überlegt hatte, erhielt ich eine Nachricht von Hans-Dieter Klein, dem Sohn von Mini Klein-Mosbach (selbst Philosoph und Komponist). Das geschah, während ich gerade auf einer DaCi-Konferenz (Dance and the Child International) in Ljubljana war – das ist nun etwas über ein Jahr her.

Anfangs war ich überrascht, wie es zu dieser Ehre kam, doch Hans-Dieter Klein half mir zu verstehen, dass zwischen der Arbeit seiner Mutter als Tanzpädagogin und ihrer Liebe zu Kindern sowie meiner eigenen Arbeit und Beziehung zu meinen Kindern eine deutliche Parallele besteht. Auch unsere Grundannahmen darüber, was Tanz ist und was Tanz kann, sind sehr ähnlich. Aus diesem Grund hatte Hans Dieter Klein Kontakt aufgenommen. Nachdem wir ein paar Wochen lang Emails ausgetauscht hatten, begann ich immer mehr Parallelen der Arbeit von Mini Klein-Mosbach und meiner Arbeit zu sehen.


In Mini Klein-Mosbach 50-jähriger Unterrichtstätigkeit entstanden zahlreiche Unterlagen, die dank ihres Sohnes heute allen Interessierten im Derra de Moroda Tanzarchiv in Salzburg zugänglich sind.

Sie setzte sich intensiv mit den Theorien von Rudolf von Laban, Isadora Duncan und Rudolf Bode auseinander. Die unveröffentlichten Bücher, die sie selbst schrieb, zeigen sowohl ihre strukturierte Arbeitsweise und den Schwerpunkt auf praktische Umsetzung des Ausdruckstanzes als auch ihren pädagogischen und philosophischen Zugang zum Tanz.

Hans-Dieter Klein stellte mir nachdem wir länger via Email Kontakt hatten Materialien seiner Mutter zur Verfügung, die er noch zu Hause hatte. Beim Lesen dieser Unterlagen war ich immer wieder erstaunt über die Parallelen zwischen ihrer Arbeit und meiner eigenen Tätigkeit als Tanzpädagogin. Ihr Zugang zum Tanz und insbesondere ihre Arbeit im Kindertanz sind faszinierend.

Neben den Unterlagen zum Ausdrucks- und Kindertanz verfasste sie auch ein bisher unveröffentlichtes Buch, in dem sie eine eigene Tanzschrift entwickelte. Diese ist beeindruckend ausgeführt – ich hoffe, dass sich eines Tages Tanzschriftforscher*innen mit dieser Arbeit von Mini Klein-Mosbach beschäftigen.


Kindertanz aus Sicht von Mini Klein-Mosbach

Mini Klein-Mosbach arbeitete viel mit Kindern und unterstützte das freie Tanzen der Kinder besonders. Sie schrieb:

„Beim Ausdruckstanz hingegen darf der Bühnentanz nur kindgemäßer Laientanz sein. Das heißt: niemals die Grenze der Freude überschreiten.
Es ist klar, dass für Tanzgestaltungen oft auch Kindergruppen notwendig sind. Es ist ebenso erwiesen, dass die meisten Kinder tanzen wollen und auch bei Vorführungen mit größtem Vergnügen mitmachen. … Kinder, besonders im Volksschulalter, finden ohne dies an körperlicher Leistung meist großes Vergnügen. Der Lehrer muss sich allerdings auch nach ihren Wünschen richten, was leicht möglich ist, da es schließlich ganz gleich ist, welche Bewegungsarten sie zuerst lernen. Die eigentliche Führung zum Tanz, also die Ausdruckstanz Schulung darf aber keinesfalls in tanzen lernen sondern nur an Tanzen spielen sein. Dazu ist die richtige Aufgabenstellung, durch welche das Kind zur Tanzgestaltung angeregt wird, wichtig. Der Lehrer muss sich so in seinen kleinen Schüler einfühlen, dass er jeweils die Themen stellt, diese geistig erfassen und technisch bewältigen können. So entstehen die entzückenden Tanzbewegungen, die der Lehrer dann zusätzlich durch Anregungen ausbauen kann.“

In diesem Text und in vielen anderen Stellen sowie in den Erzählungen ihres Sohnes Hans-Dieter fand ich zahlreiche Parallelen zu meiner eigenen tanzpädagogischen Arbeit – sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen.

Als nächsten Schritt möchte ich ihre Niederschriften und ihre Aufführungen „Kinder tanzen für Kinder“ hier in einem Blog auf der Kindertanzpädagogik Seite dokumentieren, um einem breiten Publikum mehr Einblicke in die Arbeit von Mini Klein Mosbach zur Verfügung zu stellen.

Ich lade alle Tanzpädagoginnen und Tanzpädagogen aber auch ein, zu forschen und sich mit der Ausdruckstanzpädagogin Mini Klein-Mosbach auseinanderzusetzen. Ihre Unterlagen stehen im Derra de Moroda Tanzarchiv in Salzburg öffentlich zur Verfügung.

Hier noch das Interview von Hans Dieter Klein für alle, die gerne sofort mehr Infos wünschen.

Wie geht es einer Tanzpädagogin in dieser Pandemie?

Bewegung ist mein Leben. Solange ich tanze, mich bewege, geht es mir gut. Ich achte auf mich. So versuche ich, die Kontrolle über das Leben, die uns die Pandemie teilweise entzogen hat, zu bewahren. Ich bewege mich nicht nur zu Hause, trainiere für mich und tanze mit meinen eigenen Kindern. Ich habe auch begonnen, laufen zu gehen, draußen, in der Natur… ohne Ziel. Damit ich meinen Körper wieder besser spüre, im Hier und Jetzt bin und erlebe, wie es mich stärkt. Ich fühle mich gezwungen, politische Nachrichten zu verfolgen, um herauszufinden wie die Pandemie und Ihre Maßnahmen meinen Job beeinflussen. Denn er ändert sich ständig. Ich organisiere Kurse seit 2001, seit 2004 im Rahmen des Tanzzentrums. Dabei ist spontane Improvisation genauso notwendig wie weite Vorausplanung. Doch leider ist es in Österreich und den meisten anderen Ländern trotz vieler Versuche nicht gelungen, während der Pandemie so etwas wie Planbarkeit zu erreichen. Ich fühle mich oft wie im luftleeren Raum, da ich nicht weiß, welchen Weg ich als nächstes einschlagen soll. Im März 2020 habe ich begonnen, Videos für die Kinder zu produzieren. Das war ursprünglich als Übergangslösung gedacht. Inzwischen hat sich mein YouTube-Kanal mit Kindertanz-Videos und auch ein paar #selfcare-Videos für Erwachsene und TanzpädagogInnen gefüllt:

Youtube: Tanzzentrum Wien/ Dhana Loner https://www.youtube.com/channel/UCxEQqOGv8xiM2Exb-OPkt-g

Danach habe ich im April 2020 die Kurse abgesagt, um zu pausieren und mich für den Herbst zu rüsten. Mit wenigen, kleinen Gruppen bin ich gestartet und habe ab November über Zoom unterrichtet, weil auch Kleingruppen mit 6 Kindern nicht mehr erlaubt war zu halten. Im März 2021 gab es dann eine Outdoor – Klasse. Dann waren Outdoorklassen wieder verboten. Ständig haben sich die Bedingungen geändert, ständig gab es neue Ankündigungen mit Voraussetzungen, die immer wieder verworfen wurden. Planbar war und ist nichts. Der organisatorische Aufwand ist immens. Ich versuche Unterstützungen für den Verein zu organisieren und recherchiere laufend die aktuelle rechtliche Lage. (Regelmäßig schreibe ich neue Präventionskonzepte für den Unterricht.) Ich bemühe mich um direkte und rasche Kommunikation mit den Eltern der Tanzkinder, denn auch sie sind verwirrt, was aktuell gerade erlaubt ist. Zusätzlich aktualisiere ich laufend die Website (weil ich ja auch die wichtigsten Änderungen gleich versuche umzusetzen) und poste die neuesten Infos, sowie Tanzcontent auf den Social Media-Kanälen. Zugleich versuche ich, gut auf meine physische Fitness und meinen emotionalen Zustand zu achten, tausche mich mit anderen Tanzpädagoginnen aus und suche nach Wegen, mich auch unter den aktuellen Bedingungen weiterzuentwickeln.
Es hilft mir, neben der organisatorischen Arbeit und der Unterrichtsvorbereitung laufen zugehen, Yoga zu machen, über tanzpädagogische und kindertanzpädagogische Themen zu lesen, meine eigene Arbeit zu reflektieren, Online-Tanz- und Yogaeinheiten zu besuchen und mich fortzubilden. Seit März 2021 besuche ich eine Fortbildung, die mit Sicherheitskonzept auch offline abgehalten werden kann. Doch Weiterbildung auf allen Ebenen lenkt uns nur bedingt davon ab, dass das, was wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben – in manchen Fällen unsere Haupteinnahmequelle -zu verschwinden droht. Aber die Weiterbildung hilft mir persönlich dabei, mich zu erinnern, dass es immer Menschen geben wird, für die Bewegung und Tanz Teil des Lebens sind. Die Pandemie wird immer wieder ein Ende haben und sich immer wieder neu entfachen. Doch ich bin sicher: Am Ende des Tunnels wird im Licht der Tanz wieder erstrahlen!

Tanz im Licht!

Bewegt euch!

Tanzt mit eurer Familie!

Reflektiert das bisher Geschaffene, Gelernte und entwickelt euch weiter!

Eine Pandemie, die einem die Arbeit wegnimmt, die man so sehr liebt, ist nicht einfach. Seht auch was ihr alles Neues im letzten Jahr lernen musstet und lernen durftet. Seid geduldig mit euch und umarmt euch mal wieder selbst!